Ikonische Architektur als Filmkulisse

Ikonische Architektur als Filmkulisse

Das BMW-Hochhaus in München

Viele kennen sie, viele verbinden sie mit München: die BMW-Zylinder, die bereits von weitem sichtbar zu München gehören wie das Oktoberfest. Als Statussymbol eines aufstrebenden Automobilkonzerns entstehen die Türme 1972, zeitgleich zu den Olympischen Sommerspielen und direkt in Nachbarschaft zum Olympiagelände. Heute steht das Areal samt Türmen und Museum unter Denkmalschutz. Und noch heute sind sie ein Wahrzeichen von München und nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken. Sie gelten als herausragendes Beispiel moderner Architektur und selbst überregional ist die Symbolik klar: die Architektur fungiert als Corporate Identity. Bis heute ist kaum eine Architekturform so eng mit der Identität eines Unternehmens verbunden. Der Baukörper präsentiert seine Bestimmung und die Bedeutung des Konzerns. Er symbolisiert die Marke BMW und ihre Funktion als einer der führenden Automobilmarken Deutschlands. Das scheint jedem offensichtlich und das weiß auch der Münchner. Was viele aber nicht wissen, die Vierzylinder werden schon kurz nach ihrer Entstehung Schauplatz eines heute fast vergessenen Science-Fiction-Films. In Rollerball des Regisseurs Norman Jewison aus dem Jahre 1975 geht es um die Weltmacht globaler Konzerne. Sie kontrollieren die Massen, die Gesellschaft und ganze Städte. Mit einem Spiel, dem sogenannten Rollerball, soll die Bevölkerung bei Laune gehalten werden. Es ist ein brutaler Wettbewerb, der zum Überlebenskampf wird wie das Leben überhaupt. Die Kritik am Kapitalismus und an totalitären Systemen wird deutlich, aber auch die allmächtige Rolle großer Unternehmen soll im Film bildlich transportiert werden. Und wie soll es anders sein, ein ikonisches Gebäude, das nicht zuletzt durch Spiele nämlich die olympischen Spiele, weltweit bekannt wird, taucht als Machtzentrale im Film auf. Es ist das BMW-Hochhaus, im Film nun Sitz eines mächtigen Konzerns in Houston. Hier kommt es zur Schlüsselszene, als Jonathan E., der Sportheld, nicht nur abgesetzt werden soll, sondern plötzlich auch beginnt, über die Machtverhältnisse seiner Auftraggeber nachzudenken. Es ist eine Filmthematik, die in Zeiten von Facebook, Amazon und Google aktueller denn je erscheint. Der Einfluss großer Weltkonzerne rückt bereits 1975 in den Fokus. Doch ebenso bedeutend erscheint die symbolische Sprache der Architektur. Die futuristischen BMW-Türme stehen für die architektonische Zukunft großer Unternehmen. Und auch Facebook, Apple und Google haben sich in und um Silicon Valley entsprechend ihrer Firmenphilosophie in den letzten Jahren ein architektonisches Denkmal gesetzt. Interessanterweise spielt der Film Rollerball im Jahre 2018, so scheinen die Kräfteverhältnisse heutiger digitaler Weltkonzerne schon vorweggenommen. Die Lobby und das Büro des Konzernchefs im Space-Age-Design wirken ihrer Zeit weit voraus, wobei hier die zeitgleiche Architektur, also die Gegenwart, die eigentliche Zukunft abbildet. Die negative Utopie einer sich zersetzenden Gesellschaft unter der Kontrolle großer Konzerne spiegelt sich in der Filmarchitektur wider. In ihr kommt das Kalte und Rohe zum Vorschein. Ein Image, das der 1970er-Jahre-Architektur übrigens noch heute anlastet. Die architektonische Inkunabel der 1970er in München, das BMW-Hochhaus, wird zum Spiegelbild eines gesellschaftlichen Kräftemessens und zur mahnenden Ikone der Zeit. Wobei ikonische Architekturen immer wieder als Filmkulisse dienen. Mal im Hintergrund, mal als direkter Handlungsort, untermauern sie doch die Authentizität des Geschehens und das Spiel zwischen Realität und Fiktion. Gerade das BMW-Hochhaus verdeutlicht in Rollerball nicht nur das Selbstbild eines Konzerns, sondern auch die Tragweite einer symbolischen Architektur. Sie kann zum Sinnbild von Macht und Einfluss werden, aber auch zum Sinnbild einer mahnenden Zukunft.

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