Kirche modern!
Kirche als Skulptur – die Architektur des Pfarrzentrums St. Nikolaus in Neuried
Der moderne Kirchenbau zeigt sich zeitgemäß, fast revolutionär in seinem äußeren Erscheinungsbild. Gerade in und um München sind in den letzten zwei Jahrzehnten viele Sakralbauten von regionalen Architekturbüros in streng kubischer Form entstanden. Ob die Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen, die Neuapostolische Kirche in Laim oder das Pfarrzentrum St. Nikolaus in Neuried, sie alle zeigen eine auffällige Formensprache, die sich klar vom historischen Kirchenbau abgrenzt und uns eher vertraut ist. Wie Großskulpturen behaupten sich die Gotteshäuser in ihrer Umgebung und scheinen ein völlig neues Licht auf das Bild von Kirche und Glauben in unserer heutigen Zeit zu werfen. Die moderne Architektur ist nicht zufällig gewählt, sie ist Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses, wie zeitgemäß Kirche zu sein hat.
Das mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Pfarrzentrum St. Nikolaus in Neuried des Münchner Architekten Andreas Meck von 2008 lädt ein, über die Sprache der modernen Architektur nachzudenken. Welche Funktion hat sie als Aushängeschild einer Gemeinde? Die kompakte langgestreckte Gesamtform, die roten Klinker, die fensterlose Hauptfassade und das monumentale Bronzekreuz ziehen den Blick auf sich, sobald man am Pfarrzentrum St. Nikolaus vorbeikommt. Der Bau nimmt sich nicht zurück und doch besticht er durch seine formale Einfachheit. Proportion, Licht, Material und Farbe stehen im Kontrast zueinander. Die klare Linie wird innen fortgesetzt und auch hier ist der detailarme Charakter offensichtlich. Nichts lenkt das Auge ab, dennoch dominiert der Raumeindruck. Obgleich der Architekt eine unaufgeregte und nicht den gängigen Moden folgende Architektur anstrebte, steht sie im Kontext eines Bautrends, der sich in München und Umgebung auftut. Die Architektur steht einerseits in der Tradition der Backsteinkirchen, die sich auch in der näheren Umgebung finden lassen, andererseits hebt sie sich deutlich von der Vergangenheit ab.