Wolkenkratzer im Film – Architektur auf dem Weg nach oben

Wolkenkratzer im Film – Architektur auf dem Weg nach oben

„Die Leute werden Angst haben, sich einen modernen Architekten zu nehmen“ – der Architekt Victor Gruen nahm mit seinem Urteil über den Film THE FOUNTAINHEAD von 1949 etwas vorweg, was selbst im 21. Jahrhundert noch die Sicht auf die himmelwärtsstrebende Architektur prägt. Ist der verglaste Wolkenkratzer aus der Stadtlandschaft heute nicht mehr wegzudenken, so bleibt er seit seiner Entstehung eine stark umstrittene Architekturform und entfacht auch heute hitzige Diskussionen wie jüngst wieder in München über die Hochhausentwürfe von Herzog & de Meuron. Der Bau von Hochhäusern hatte nie nur funktionale Gründe aus Platzmangel oder gar Flächennutzung. Wolkenkratzer waren schon immer auch Statussymbol und ikonische Architektur. Das Ringen um die moderne Form hinterfragt King Vidor in seinem Werk, ein Film der auf dem Roman von Ayn Rand basiert und die Gemüter stark erhitzte. Der Architekt Howard Roarks, gespielt von Gary Cooper, kämpft als einsamer Verfechter der Moderne gegen den gefälligen, detailverliebten Massengeschmack und stellt seine künstlerische Freiheit an oberste Stelle und nicht die Tradition von gemeiner Architektur. Die neue Sachlichkeit und strenge Rationalität ist auf dem Vormarsch. Doch ihr wird es nicht leicht gemacht. Zeitgleich zum Film entsteht mit dem UNO-Gebäude in New York, entworfen von der Architektengruppe um Le Corbusier und Oscar Niemeyer eine Weniger-ist-mehr-Ästhetik, die zukünftige Hochhausprojekte prägen wird. Der Bau präsentiert sich so radikal modern, fast skandalös, dass auch Alfred Hitchcock in DER UNSICHTBARE DRITTE von 1959, hier mit Cary Grant in der Hauptrolle, die berühmte Kulisse als Tabubruch inszeniert. Der Skandal um den Einzug der Moderne in die Architektur nutzt Hitchcock für seine story, denn nicht nur seine heimlichen Filmaufnahmen am UNO-Hauptquartier provozieren, Aufnahmen sind hier strikt verboten, auch der Mord in diesem Bau von weltpolitischem Rang soll das Publikum aufschrecken. Auch King Vidor erklärt das Ringen um die wahre Architektur in THE FOUNTAINHEAD zum Thema. Der glatte Skyscraper erscheint als unpersönlicher Gebäudetypus, wenig solide und von beschränkter Lebensdauer, anonym und lediglich ein Symbol von Prestige und Profit. Obwohl gerade er in Amerika schon früh seine Anfänge feierte mit berühmten Bauten wie dem Crysler Building und dem Empire State Building in den 1930er Jahren. Der Siegeszug des Wolkenkratzers war nicht mehr aufzuhalten und doch bleiben diese Architekturgiganten eine der meist umstrittensten Bauwerke der Architekturgeschichte vor allem und gerade in Deutschland. Ob aus Gründen der historischen Stadtstruktur, die keine Konkurrenz duldet oder gar Sichtachsen für sich in Anspruch nimmt, oder aus Gründen der Skepsis gegenüber einer „Amerikanisierung“ der Architektur – das Hochhaus ist und bleibt ein Solitär und Einzelkämpfer, was Filme wie THE FOUNTAINHEAD eindringlich aufzeigen und zur Diskussion stellen.

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