Moderne Architektur im Film
„Vom Film geht ein merklicher Einfluß auf die moderne Architektur aus, umgekehrt bringt die moderne Architektur ihre künstlerische Seite in den Film ein“, während der Architekt Mallet-Stevens bereits 1925 von der Wechselwirkung beider Kunstrichtungen überzeugt ist, gilt der Film auch heute noch als Versuchslabor der Moderne. Neue Ideen in der Architektur werden großflächig präsentiert und was noch viel wichtiger erscheint, sie verbreiten sich in populärem Format auf der ganzen Welt. Das filmische Medium erweist sich als ideales Stimmungsbild über die Architektur der Gegenwart und bestimmt so auch ihre Zukunft mit. Zweifel an innovativen Bauformen werden durch den Film ebenso geprägt wie ihre Zustimmung. Ob in Marcel L‘Herbiers L’Inhumaine von 1924 oder Alfred Hitchcocks North by Northwest von 1959 die streng kubische Bauhaus-Villa der verruchten Sängerin Claire Lescot oder das luxuriöse Haus des Schurken Phillip Vandamm im Stile Frank Lloyd Wrights stehen synonym für die Unmenschlichkeit und Skrupellosigkeit ihrer Besitzer. Die kühnen Architekturideen sind eng mit dem Charakter der Schauspielrolle verbunden. Auch in Guy Hamiltons James Bond Diamonds are forever von 1971 wirkt das über einem Felsvorsprung thronende Elrod House eines John Lautner wie ein brutalistisches Ufo in der kargen Wüste von Palm Springs und lässt eher Zweifel an der modernen Architektur aufkommen als wirkliche Überzeugung. Zumal 007 hier nicht nur ein Versteck des Kontrahenten Blofeld entdeckt, die Villa dient auch als Kampfplatz zwischen Gut und Böse. Baustile im Film sind nicht dem Zufall überlassen und ihre Rezeption prägt das positive oder negative Image von Architektur. Kritik und Skepsis gegenüber neuen Architekturideen und der gesellschaftliche Diskurs über die bauliche Zukunft bilden sich im Film ab, was in besonderer Weise ihre Akzeptanz prägt.