Die Anfänge der Filmarchitektur

Die Anfänge der Filmarchitektur

Heute vor 120 Jahren am 1. September 1902 feierten der Film „Die Reise zum Mond“ und seine Filmarchitektur Premiere. Ein schöner Anlass, nochmal den Blick hinter die Kulissen zu richten.

Der französische Science-Fiction-Film LE VOYAGE DANS LA LUNE zeigte Anfang des 20. Jahrhunderts etwas gänzlich Neues: die gebaute Filmkulisse trat in Erscheinung und sollte sich als neue Kunstgattung neben dem noch jungen Genre Film etablierten. Der Bildhintergrund war nicht mehr dem Zufall überlassen, Bauten wurden speziell für den Film entworfen. Und obwohl die Filmkulisse in LE VOYAGE DANS LA LUNE noch sehr an eine Theaterbühne erinnerte, so zeigte sich hier bereits eine neue und eigenständige Erzählweise, ohne die der heutige Film undenkbar wäre. Die Filmarchitektur ergänzte die neuen Möglichkeiten des Films von surrealen Reisen in ferne Welten, von der niemand eine Vorstellung hatte. Es war kein Abbild der Wirklichkeit wie bisher im Film, es war Phantasie in bewegten Bildern und Bauten. 1902 feierte das 16 Minuten lange Science-Fiction-Abenteuer seine Uraufführung in Paris. Es wurde das bekannteste Werk des Theaterregisseurs und Zauberkünstlers Georges Méliès und gehörte mit den Filmen der Brüder Lumière zu den ersten Filmvorführungen der Filmgeschichte. Inspiriert von Jules Vernes Roman Von der Erde zum Mond (1865) ließ Méliès sechs Wissenschaftler eine Reise zum Mond antreten, abgeschossen in einer überdimensionierten Kanone. Der Menschheitstraum von der Eroberung unbekannter Planeten gelang als filmische Vision. So stellte man sich die Zukunft vor, so sah man die Welt da draußen. Diese Fiktion gelang mithilfe illustrativer Zeichnungen und Szenebauten. Es waren die Anfänge der Filmbaukunst. 

Méliès drehte zahlreiche Filme, doch keiner wurde so erfolgreich, aber auch keiner wurde so teuer wie LE VOYAGE DANS LA LUNE. Als Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller bestimmte Méliès alle künstlerischen Aspekte des Films mit. Er legte besonderen Wert auf die Kulissen und Kostüme, schuf aufwendige Dekors und spektakuläre visuelle Effekte. Seine gemalten Wände in zackigen, dynamischen Linien kündigten bereits den Expressionismus und Surrealismus an, der erst Jahre später in der Malerei und im deutschen expressionistischen Film Widerhall fand. Die Kunst eroberte die filmische Leinwand. Méliès Bild vom schmerzverzerrten Mondgesicht, dem die Kanone im Auge steckt, ging in die Filmgeschichte ein und seine Bühnenbauten ebneten den Weg für die Filmarchitektur.

Ein phantastisches Filmmärchen und „must-see“ für alle, die sich für Architektur und Film interessieren.

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