Architektur mit Brüchen
Das Sudetendeutsche Museum in München hat mich tief beeindruckt. Die Architektur des 2020 fertig gestellten Baus macht was mit uns Besuchern. Kompakt zeigt sich der Außenbau und doch ermöglichen Durchbrüche den Blick auf die Umgebung – in sich geschlossen und gleichzeitig offen zur Landschaft, zum öffentlichen Raum. In seiner Lineatur erinnert der Bau an das Jüdische Museum in Berlin von Daniel Libeskind. Die zersplitterten Wände, die langen Wege, die manchmal bedrückende Enge, so geht es auch hier um die Geschichte von Vertreibung und menschlicher Katastrophen. Die Architektur spiegelt die historischen Brüche sehr emotional. Das Architekturbüro pmp aus München hat hier etwas geschaffen, was für München ungewöhnlich ist. Ein Denkmal, bei dem die Architektur Geschichte emotional visualisiert, ein beeindruckendes Bauwerk, das im Gegensatz zum NS-Dokumentationszentrum die getreue Erinnerung im Baukörper sichtbar macht. Das Emotionale in der Architektur kennen wir eigentlich nur von Hans Döllgast und seinem interpretierenden Wiederaufbau in München.
Das Innere bietet viele Überraschungen: eine breite Fuge zwischen Innen- und Außenwand, verglaste Durchbrüche zum Außenraum, selbst der Blick zur Frauenkirche ist als Point de vue eingeplant, Sichtachsen über mehrere Stockwerke lösen teilweise emotionale Reaktionen aus, wenn sich der Boden zum unteren Stockwerk öffnet. Manchmal wird einem schwindelig. Der Dekonstruktivismus von Libeskind ist unverkennbar. Die Architektur und ihre Sprache sind beeindruckend. Ein Besuch ist wirklich sehr zu empfehlen!
Das Museum wird auch Teil unsere Online-Vortragsreihe zur „Münchner Museumsarchitektur“ im Frühjahr 2024 sowie der Online-Vortragsreihe „Architektonische Höhepunkte Münchens – von der Frauenkirche bis zur Allianz Arena“ ab Januar 2024 sein!
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